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30. November 2013

Fotografin: Babara Klemm

Die leise Chronistin

Eine große Retrospektive im Berliner Martin-Gropius-Bau ehrt die Fotografin Barbara Klemm Sie war nicht nur Zeugin von zahlreichen Schlüsselereignissen der Epoche – die Fotografin Barbara Klemm hat es so gut wie immer geschafft, das entscheidende Bild zu machen. Sie hat Ikonen politischer Wendepunkte geschaffen: das Bild von Willy Brandt 1973 im Gespräch mit Leonid Breschnew, ein intimer Moment, der wie kein anderer sinnbildlich für die Ostverträge steht. Sie ist die Einzige, die den Kuss von Erich Honecker mit Leonid Breschnew nicht nah, auf die Lippen fokussiert, sondern aus der Distanz fotografiert, aus der erst Tschernenko und Gromyko sichtbar werden, die dabei stehen und desinteressiert tuscheln. Was Barbara Klemm sucht, ist der eine Moment, in dem "alles in einem Foto eingefangen ist", sagt sie. Ihre Aufnahme eines Studenten in der Menschenmenge der Einheitsfeier ging in die Geschichtsbücher ein – es ist das Bild der Wiedervereinigung. Über 40 Jahre hat Barbara Klemm für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fotografiert und ist dabei viel unterwegs gewesen. Ihre Fotos dokumentieren eine damals noch weitgehend gespaltene Welt, die Zeiten und Schauplätze des Kalten Krieges und der Studentenrevolution, der deutschen Parteienpolitik und der weltweit bewaffneten Konflikte. Sie porträtierte Bewohner der Elendsviertel in Kalkutta und Bettler in New York genauso wie große Künstler, Musiker und Literaten – denn so unterschiedlich auch die Themen – es sind immer die Menschen, auf die Barbara Klemm ihr Augenmerk richtet. Ab 16. November widmet der Martin-Gropius-Bau in Berlin der Fotografin eine große Retrospektive: „Barbara Klemm, Fotografien 1968 - 2013“. „Metropolis“ hat die Fotografin getroffen und mit ihr über die großen und kleinen Momente der vergangenen Jahrzehnte gesprochen.(Quelle: arte.tv)

24. November 2013

Fotograf: Martin Kreuels

Trauern heißt lieben - Der Verstorbenen-Fotograf Martin Kreuels

Ist es pietätlos die Fotografie eines Menschen auf dem Sterbebett anzufertigen oder kann sie den Hinterbliebenen dabei helfen, Abschied zu nehmen? Verstorbenen-Fotografie hatte einst eine lange Tradition in Deutschland, rückte aber in Deutschland nach den beiden Weltkriegen mit vielen Toten in den Hintergrund. Seit einigen Jahren kommt sie aber wieder in Mode.
Martin Kreuels war einst Wissenschaftler und eigentlich ein rationaler Mensch – bis seine Frau an Krebs verstarb und der Münsteraner Witwer mit den Kindern zurück blieb. Sein fünfjähriger Sohn Anton machte spontan ein Foto von seiner Mama auf ihrem Totenbett. „Sie ist doch gleich weg!“ Das letzte Porträt von Heike Kreuels blieb in der Familie – und es sollte viel bewirken.
Kreuels, dessen frühere Tätigkeit als Spinnenexperte mittlerweile in den Hintergrund gerückt ist, arbeitet als professioneller Post-Mortem-Fotograf. Er hofft, dass seine Verstorbenen-Fotografien auch anderen Hinterbliebenen beim Abschied nehmen helfen.
In "Trauern heißt lieben" dokumentiert die Filmemacherin Anette Wagner den Alltag des Familienvaters und seiner Kinder und wie sie den Tod der Mutter verstehen und verarbeiten konnten. Der Film behandelt die Frage, welche Rolle Fotografien des Verstorbenen beim Trauern und Abschiednehmen spielen. (Quelle: wdr.de)

Kleine Geschichte der Pressephotographie (Photo 4/6 II)

In der Presse ist das fotografische Bild vor allem ein Beweis für die Realität, denn vieles erscheint viel glaubwürdiger, wenn es sichtbar ist. 1868 veröffentlicht das "Journal Illustré" die erste Fotostrecke. Vor allem in den darauffolgenden 30er und 50er Jahren experimentierten Fotografen wie Henri Cartier-Bresson, Brassaï, Robert Capa, Josef Koudelka, Dorothea Lange, Weegee, W. Eugene Smith und Richard Avedon mit der Pressefotografie und wurden dadurch zu Koryphäen des 20. Jahrhunderts. Bei diesen Fotos stand nicht die Ästhetik, sondern die Natürlichkeit des Dargestellten im Vordergrund. Die Fotos wurden mit Druckplatten aus Kupfer vervielfältigt. Fotomontagen arrangierten die Fotojournalisten mit der Schere. Texte und Fotos verbanden sich immer mehr, wuchsen zusammen und reflektierten sich gegenseitig. In den Montagen setzte sich immer mehr der Wille durch, den monotonen rechteckigen Formaten zu entfliehen und dynamische Bilderkollagen zu kreieren. 
Die Fotografien waren zwar noch schwarz-weiß, jedoch wurden sie nachträglich beim Druck koloriert, was schon damals für einen Hauch von Kitsch sorgte. (Quelle: arte.tv)

Fotograf: Roger Ballen

Roger Ballen: Einer flog übers Zulu-Nest

Aus den Hörsälen von Berkeley in die Slums von Südafrika – die Laufbahn des nordamerikanischen Fotografen Roger Ballen ist so ungewöhnlich wie seine Motive. Ballen, dessen Mutter bei der berühmten Fotoagentur Magnum arbeitete, studierte zunächst Geologie und entdeckte die Fotografie auf seiner ersten Afrikareise in den späten 1970ern. Bei seiner Ankunft in Johannesburg war er vom Apartheidregime so geschockt, dass er tief in den Busch zu den Siedlungen der weißen Unterschicht vordrang, wo die Nachkommen der ersten holländischen Siedler leben. Dort schoss er erst Landschaftsaufnahmen und bald schon verstörende Porträts – darunter auch das berühmte Bild der Zwillingsbrüder „Dresie and Casie“ im Stil von Diane Arbus. Mit seinen Schwarzweiß-Aufnahmen gab Roger Ballen den traurigen, verarmten und inzestuösen Gemeinschaften ein Gesicht und führte die Theorien der weißen Überlegenheit ad absurdum. Mittlerweile erforscht der Künstler seit über vierzig Jahren die abgelegenen Gegenden Südafrikas und richtet sein Objektiv auf Menschen am Rande der Gesellschaft. 2012 wurde er für seine Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Hip-Hop-Gruppe Die Antwoord gefeiert, für die er ein einzigartiges grafisches Universum schuf. (Quelle: arte.tv)

17. November 2013

Die Erfinder (Photo 3/6 II)

Schätzungsweise rund 350 Milliarden Fotos wurden seit der Erfindung der Fotografie Anfang des 19. Jahrhunderts aufgenommen, die meisten davon ohne künstlerischen Anspruch: Familienfotos, private Urlaubsfotos, professionelle und kommerzielle Fotos wie Porträt- und Landschaftsaufnahmen, Pressefotos oder erotische Fotos. Heute entdecken Fotografen diese gewaltige Ressource und schöpfen daraus ihr Rohmaterial, so genannte "images trouvés", gefundene oder wieder gefundene Bilder, Träger neuer Ideen und Bedeutungen. In den 80er Jahren tauchte dafür der Begriff "Appropriation Art" auf, den "Fundstücke" heute vorstellt.(Quelle: arte.tv)

10. November 2013

Fotografin: Barbara Klemm

Familienalbum der Nation

Empathie statt Pathos, Diskretion und Respekt statt geheuchelter Nähe, das zeichnet die strengen Schwarz-Weiß-Kompositionen von Barbara Klemm aus. Als Fotografin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" war sie mehr als 40 Jahre an den Brennpunkten des Zeitgeschehens. Sie gilt als Institution ihres Metiers, das sie zur Kunst steigerte... (Quelle: ard.de)

Die Erfinder (Photo 2/6 II)

Mit dem Licht spielen und ein Bild erzeugen, ohne zu zeichnen oder zu malen ... Bereits lange vor der Erfindung der Fotografie kam der Mensch auf die Idee, Schatten auf eine Leinwand zu werfen, um ein Abbild der Wirklichkeit einzufangen. Im 18. Jahrhundert kamen Apparate wie ein "Silhouettierstuhl" auf, mit dem sich dauerhafte Porträts erstellen ließen. Hierzu wurde der Schatten des Modells auf einen Papierbogen projiziert. Besonders bei Adel und Bürgertum erfreuten sich diese Porträts großer Beliebtheit, denn Schattenrisse waren schnell erstellt und nicht teuer.

Ein weiterer Schritt war die Entdeckung, dass auch das Licht selbst zeichnen oder doch wenigstens bleibende Spuren hinterlassen kann. Bereits im Mittelalter war man auf die Idee gekommen, Früchten mit Hilfe der Sonnenstrahlen eine Art Stempel aufzudrücken. Hierzu musste nur ein Teil der Frucht abgedeckt werden, die sich später rund um die geschützte Stelle dunkler färbte. Diese Fähigkeit, sich unter dem Einfluss des Lichts auf natürliche Weise zu verändern, nennt man Fotosensibilität. Einige chemische Verbindungen wie etwa Silbersalze reagieren ebenfalls unter Lichteinfluss: Sie färben sich schwarz. Doch im Gegensatz zu Obstpigmenten können sie isoliert, verdünnt und auf ein Blatt Papier aufgetragen werden, das damit lichtempfindlich gemacht wird. Der Erste, der auf die Idee kam, mit Hilfe der Lichtempfindlichkeit von Silbersalzen ein Bild zu erzeugen, war der Engländer Thomas Wedgwood, dem 1821 die ersten sogenannten "Photogramme" gelangen. Er legte Schmetterlinge auf lichtempfindliches Papier, das er für einige Minuten der Sonne aussetzte. Die Salze färbten das Papier schwarz, und der Negativabdruck des Schmetterlings wurde sichtbar. Diese Kontaktkopien waren jedoch ebenso kurzlebig wie die Schmetterlinge selbst, da Wedgwood den Prozess nicht aufhalten konnte, um sein Bild zu fixieren: Nach und nach färbte sich das gesamte Blatt schwarz. Von diesen allerersten Photogrammen ist daher keines erhalten geblieben.

Einige Jahre später stellte auch der Engländer William Henry Fox Talbot mit demselben Verfahren Kontaktkopien her. Doch im Gegensatz zu Wedgwood fand Talbot eine Methode, um das entstandene Negativ mit Hilfe von einfachem Kochsalz zu fixieren. So konnten seine Bilder, die er "photogenische Zeichnungen" nannte, die Jahrhunderte überdauern.

All diese Kontaktkopierverfahren gehörten bald der grauen Vorzeit der Fotografie an. Sie können lediglich Umrisse, Profile und Schatten festhalten. Ausgereiftere Techniken boten im Anschluss die Camera obscura, die Daguerreotypie, die Panoramakamera oder die Kalotypie. Sie waren entscheidende Meilensteine auf dem Weg zur Erfindung der Fotografie.(Quelle: arte.tv)

3. November 2013

Fotograf/Künstler: JR

Der 30-jährige französische Fotograf, Aktivist und "Public Art"-Künstler JR erobert wie kein anderer den öffentlichen Raum. Seine Leinwand sind Hauswände und Mauern auf der ganzen Welt, seine Galerie entsteht unter freiem Himmel. Mit seiner Installation "InsideOut" verwandelte JR den Times Square in New York. Er beklebte den gesamten Boden mit seinen Fotografien. Das war noch keinem vor ihm gelungen: Tausende Gesichter von Passanten bevölkerten auf einmal das Zentrum Manhattans. Ein Happening der Herzlichkeit in der New Yorker Betonwüste, das ganz nebenbei die Werbeflächen am Times Square in den Schatten stellte.
Mit derselben impulsiven Neugier erkundete JR in seinem Projekt "Wrinkles of the City" die Spuren der Zeit. Auf Dächern, Wänden und Mauern Berlins erzählte er die wechselvolle Geschichte der deutschen Hauptstadt mit Hilfe von monumentalen Porträts älterer Menschen. Deren Falten stehen für die Narben und Wunden der Stadt.
Die Dokumentation zeigt die ungeheure Dynamik des Schaffens dieses Künstlers, der vor 13 Jahren noch als einer von zahlreichen Graffiti-Künstlern unterwegs war und heute in aller Welt berühmt ist. Dabei geht es in JRs Kunst auch immer um das Spiel mit der Legalität, die politische Kraft einfacher Porträts und die unerschrockene Neugier, innere Grenzen zu überwinden. JR gibt seinen bürgerlichen Namen nicht preis, seine Markenzeichen - Hut und Sonnenbrille - stammen noch aus der Zeit als illegaler Graffiti-Künstler. Den Antrieb für sein künstlerisches Schaffen beschreibt er gegenüber der Filmemacherin Ilka Franzmann so: "Es ist sehr prätentiös, zu glauben, Kunst könne die Welt verändern. Aber sie hat eine solche Kraft, sie verändert die Wahrnehmung." (Quelle: arte.tv)

Intimität in der Photographie (Photo 1/6 II)

Die Fotografie scheint vom Wesen her zunächst extrovertiert zu sein, denn sie bildet die äußere Realitätund Welt ab. Doch in den 60er Jahren wollten die Fotografen dieser „Objektivität“ entkommen. Wie ihr Vorgänger Jacques Henri Lartigue setzen viele Fotografen von da an die Kamera als Instrument der Innenschau ein, unter anderem Nobuyoshi Araki, Nan Goldin, Antoine d’Agata, Hervé Guibert, Raymond Depardon und Lee Friedlander. Wie die Gesellschaft insgesamt dehnte diese Generation die Grenzen, die sie überschritt, immer weiter aus.
Dabei richten die Fotografen ihre Linsen auf den Alltag, auf ihre Familien, ihre Freunde oder auf sich selbst und machen diese Porträts, also ihr eigenes Leben zum Kunstwerk. Einige gingen noch weiter und suchten extreme Erfahrungen und bewusste Grenzüberschreitungen, um zu zeigen, was normalerweise im Verborgenen liegt. Doch kann man Intimität überhaupt fotografieren? Die Dokumentation zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Stile und Techniken auf, mit denen die Fotografen jene Innerlichkeit in der Fantasie des Betrachters entstehen ließen. (Quelle: arte.tv)